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Rastatt, 17. April 2000. Für
die ungarische Bevölkerung ist es eine weitere Katastrophe nach dem
großen Fischsterben im Februar: Das Jahrhunderthochwasser an der
Theiß. Und wieder handelt es sich um Folgen menschlicher Eingriffe,
denn nach Aussagen des WWF-Auen-Instituts gibt es in Europa kein
Gebiet, wo der Verlust an natürlichen Überschwemmungsflächen
derart dramatische Ausmaße hat wie an Ungarns zweitgrößtem Fluss.
Vorschläge für mehr Überflutungsgebiete hat der WWF im letzten
Jahr in einer Studie vorgestellt.
"Früher war fast ein Drittel
der Fläche Ungarns überschwemmbar", erläutert Prof. Emil
Dister, Leiter des WWF-Auen-Instituts. Doch seit dem 19. Jahrhundert
gingen allein an der Theiß durch Eindeichungen über 600.000
Hektar, das sind 84 Prozent der einstigen Überschwemmungsflächen,
verloren. Ganz wie am Oberrhein seien viele dieser Gebiete heute
besiedelt. "Da muss man sich über das Ausmaß der Katastrophe
nicht wundern", urteilt Dister und rät: "Ein halbwegs
angemessener Hochwasserschutz lässt sich nur erreichen, wenn man
ausgedeichte Flächen wieder an den Fluss anschließt und dort Überschwemmungen
zulässt." Welche Gebiete dafür in Frage kommen, hat das
WWF-Auen-Institut letztes Jahr in einer umfassenden Studie
ermittelt. "Allein 10.000 Hektar könnte man an der Mündung
des Bodrog in die Theiß bei Tokai gewinnen", schlägt Dister
vor. Der WWF fordert die Verantwortlichen nun auf, diese Vorschläge
konstruktiv umzusetzen.
So hart das Hochwasser die Menschen
trifft, auf die Natur wirkt es belebend: Auf den überschwemmten Flächen
können sich zahllose Fische, darunter viele gefährdete Arten,
vermehren. Außerdem gedeihen Kleinorganismen, von denen sich die
Fische ernähren. Diese dienen wiederum als Nahrungsgrundlage für
fischfressende Vögel wie den Silberreiher. Nach Einschätzung des
WWF beschleunigt das Hochwasser damit die natürliche
Wiederbesiedlung der durch die Umweltkatastrophen geschädigten
Flussbereiche. Eher positiv bewertet der WWF auch, dass die bei dem
zweiten Bergwerksunfall im Februar ausgetretenen Schwermetalle mit
den Fluten verteilt werden - dies führe zu einer Verdünnung der
Giftkonzentration.
Weitere Informationen erhalten Sie
bei:
Anja Rech, Pressereferentin im
WWF-Auen-Institut, Tel.: 0 72 22/38 07-14, Fax -99
E-Mail: rech@wwf.de |