Öko-News News20000312

Greenpeace warnt vor "Goldrausch" in den Karpaten. Minenbetreiber ignorieren seit langem Gefahr der Umweltvergiftung

Hamburg - Nach dem jüngsten Minenunglück in Rumänien warnt Greenpeace vor den Folgen eines "neuen Goldrausches" in den rumänischen und ukrainischen Karpaten. In den Minen sowohl staatlicher Betreiber als auch neuer ausländischer Besitzer herrschen katastrophale Zustände.
Die Mine in Borsa, wo am Freitag nach einem Dammbruch 20.000 Tonnen schwermetallhaltiger Schlämme in die nahegelegenen Gewässer gelangten, gehört dem rumänischen Staatsunternehmen "Remin", das auch zu 45 Prozent an der Unglücksmine Aurul beteiligt ist. Doch immer mehr australische, kanadische und britische Firmen übernehmen marode Staatsbetriebe und pressen durch Laugung mit giftigem Zyanid auch noch die letzten Reste an Gold aus dem Erdreich oder aus Abfallhalden ihrer neuen Partner. Bei der Stadt Deve hat eine britische Firma kürzlich das angeblich grösste Goldvorkommen Europas gefunden.
"Rund um das Karpaten-Becken entsteht eine neue Kette schlecht gesicherter Giftdepots, die sich jederzeit in die Flüsse ergiessen können", warnt Greenpeace-Sprecher Andreas Bernstorff. "Aus Nachbarländern fliessen 18 Flüsse durch Ungarn in die Donau, sie alle sind in Gefahr."

Gestern Abend haben ungarische Regierungspolitiker die rumänischen Behörden aufgefordert, zahlreiche Betriebe im Einzugsgebiet des Flusses Theiss vorläufig zu schliessen und zu überprüfen. Dazu gehören neben Minenfirmen auch Pharma- und Chemiebetriebe sowie Tierzucht-Kombinate. Die rumänische Seite ist bisher nicht auf diese Forderung eingegangen. Laut Berichten, die dem Umweltausschuss des rumänischen Parlaments seit 1998 vorliegen, sowie Äusserungen verantwortlicher Beamter gibt es in Rumänien 40 bis 60 extrem gefährdete Regionen mit massiven Katastrophenrisiken. Die betroffenen Industriebetriebe müssten nach geltendem Recht eigentlich geschlossen werden.

"Die rumänische Behörden haben die Gefahren durch die Goldminen erkannt. Würden die Erkenntnisse umgesetzt, könnte das Risiko einer weiteren Vergiftung der Umwelt erheblich verringert werden", sagt Bernstorff. Das rumänische Umweltministerium hatte die Minenbetreiber rechtzeitig vor Schneeschmelze und heftigen Regenfällen gewarnt, die die Dämme der Becken mit den Giftschlämmen bedrohen. Die Unternehmen haben aber keine Vorsorgemassnahmen getroffen.
Nach Greenpeace-Recherchen sind die jüngsten Minenunglücke keine Einzelfälle. In Rumänien hatte es schon 1998 und 1999 Flussvergiftungen durch die Goldindustrie gegeben. Im Februar 1998 wurden bei dem Edelmetallwerk in Zlatna 43 Hektar Böden und 200 Flusskilometer durch giftiges Schwefeloxid verseucht. Im Mai und Dezember 1999 entwichen aus zwei Goldminen bei Brad und Baia de Aries (Westkarpaten) Tausende Kubikmeter zyanidhaltige Schlämme und verursachten grosse Fischsterben.

  Mitteilung übermittelt durch Greenpeace Schweiz. Für den Inhalt der Mitteilung ist allein der Emittent verantwortlich

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