Die
ersten 32 BSE-Tests aus der Herde des in der vergangenen Woche in
Schleswig-Holstein entdeckten erkrankten Rindes sind negativ
ausgefallen
Die Untersuchung weiterer von dem durch die BSE-Seuche
betroffenen Bauernhof im Landkreis Rendsburg-Eckernförde stammender Rinder
hat nach Angaben aus Kreisen der Kieler Landesregierung bisher keine
weiteren Fälle der Rinderseuche ergeben.
Die Landwirtschaftsminister der Europäischen Union (EU) beraten heute in Brüssel
über Maßnahmen zur Bekämpfung der Rinderkrankheit BSE. Im Mittelpunkt
steht ein von der Europäischen Kommission vorgeschlagenes Tiermehl-Verfütterungs-Verbot.
Landwirtschaftskommissar David Byrne hatte sich am Freitag zuversichtlich geäußert,
dass die Minister seinem Vorschlag eines zunächst sechsmonatigen Verbots
zustimmen würden. Tiermehl gilt als Hauptüberträger von BSE. Die Minister
beraten zudem darüber, ob ältere Rinder auf BSE getestet werden müssen,
bevor sie in den Handel kommen. In Deutschland ist die Fütterung bereits
seit Samstag untersagt. Ab Mittwoch müssen alle Schlachtrinder, die älter
als 30 Monate sind, auf BSE getestet werden - andernfalls darf das Fleisch
nicht mehr in den Verkauf.
Brüssel (dpa) - In der gesamten Europäischen Union soll zukünftig nach
deutschem Vorbild ein Verfütterungsverbot von Tiermehl gelten. Dafür
setzte sich Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke in Brüssel beim
Sondertreffen der EU-Agrarminister ein. Dabei geht es um weitere Maßnahmen
im Kampf gegen den Rinderwahnsinn. Der Ministerrunde liegen umfassende
Vorschläge der EU-Kommission zur Minimierung des BSE-Risikos vor. Demnach
soll ab Januar ein vorläufiges Verfütterungsverbot für Fleisch- und
Knochenmehl gelten
Deutschland hat dies bereits per Eilgesetz umgesetzt.
Bundeslandwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke forderte vor dem Treffen, das
in Berlin beschlossene Verbot müsse für eine europaweites Verbot Grundlage
sein.
Auch EU-Landwirtschaftskommissar David Byrne zeigte sich optimistisch, dass
die Minister seinem Vorschlag nach einem sechsmonatigen Verfütterungsverbot
zustimmen. Einigen Ländern - so Schweden und Finnland - geht ein Totalverbot
zu weit.
Die Runde will auch darüber entscheiden, ob ältere Rinder auf BSE getestet
werden müssen, bevor sie geschlachtet werden.
In der Debatte wird auch die Frage von EU-Hilfen eine Rolle spielen.
Bundesfinanzminister Hans Eichel hatte Forderungen nach hohen staatlichen
Beihilfen abgelehnt. Union und auch der Deutsche Bauernverband verlangten
zuvor deutliche Unterstützung für die Ausfälle und zusätzlichen
Aufwendungen der Rinderzüchter und -mäster, aber auch für die Entsorgung
von Tierkadavern.
Dadurch könnten nicht auf BSE getestete und mehr als 30 Monate alte Rinder
aufgekauft und unmittelbar nach der Schlachtung beseitigt werden. Für den
Bund entstünden dadurch Kosten in Höhe von 150 Millionen Mark. Die
Beseitigung der Tierkadaver sowie die Verbrennung von Tiermehl im Zuge der
BSE-Krise müssten die Bundesländer bezahlen.
Am Montag hatten sich die Agrarminister der Union in Brüssel auf ein
generelles Verfütterungsverbot für Tiermehl geeinigt. Fischmehl soll
allerdings von dem Verbot ausgenommen werden.
Der Ruf nach verstärkten Finanzhilfen für die betroffenen Landwirte war in
den vergangenen Tagen immer lauter geworden. Bundesfinanzminister Hans
Eichel (SPD) und die Grünen hatten bisher jedoch eine weitere finanzielle
Unterstützung der Landwirtschaft abgelehnt.
Nordrhein-Westfalens Umweltministerin Bärbel Höhn rechnet wegen der
BSE-Krise auch mit einer Verteuerung von Schweinefleisch und Geflügel. Dies
sei eine unausweichliche Konsequenz aus den erhöhten Produktionskosten, die
durch die Beseitigung von Tiermehl sowie der Beschaffung von pflanzlichen
Eiweißen für das Tierfutter entstünden, sagte die Grünen-Politikerin im
ARD- Morgenmagazin
Landwirtschaftsministerin sieht keinen Sinn in befristetem Tiermehlverbot
Frankfurt/Main (AP) Die schleswig-holsteinische Landwirtschaftsministerin
Ingrid Franzen hat die am Montag beschlossenen Maßnahmen des EU-Agrarrats
gegen die Rinderseuche BSE scharf kritisiert. Ein auf ein halbes Jahr
befristetes Tiermehlverbot sei kein Anreiz, um neue Wege für die Tierfütterung
zu finden, sagte die SPD-Politikerin am Dienstag im Deutschlandradio Berlin.
Nun müsse Deutschland über eine angemessene Reaktion nachdenken. «Unser
Gesetz ist ja unbefristet, wir könnten dabei bleiben», sagte Franzen.Der
Agrarrat hatte am Montagabend ein auf sechs Monate befristetes Verbot nahezu
aller tierischer Bestandteile im Viehfutter beschlossen. Deutschland hatte
gegen den Beschluss gestimmt, da dieser der Bundesregierung nicht weit genug
ging. Franzen sagte, ein einseitiges Verbot in Deutschland nach Ablauf der
sechs Monate sei eine «schwere Belastung für die deutsche Landwirtschaft».
Von außen könne dann weiter produziert und geliefert werden. «Also
sollten wir das halbe Jahr nutzen, um in der EU für unseren nationalen
Gesetzgebungsgang weiter zu werben.»
Franzen forderte für die anfallenden Futterkosten auf den Bauernhöfen
finanzielle Hilfe des Bundes. Die BSE-Tests müssten aber über die
Fleischpreise von den Verbrauchern finanziert werden. «Vielleicht muss man
manchmal bei Lebensmitteln - wenn sie ihren Namen verdienen - auch mehr Geld
bezahlen.» Ein generelles Umdenken in der Landwirtschaft sei dagegen nicht
nötig. Gerade der BSE-Fall in Schleswig-Holstein habe gezeigt, dass auch
kleinere Familienbetriebe nicht vor dem Rinderwahn geschützt seien. «Groß
muss nicht gleich schlecht sein und klein auch nicht gleich gut. Das ist
viel zu kurz gedacht», erklärte Franzen.
BSE-Diskussion belastet gesamten Fleisch- und Geflügelsektor -
Preisentwicklung noch nicht absehbar
Frankfurt/Main (AP) Nach dem ersten BSE-Fund in
Deutschland stehen nicht nur dem Rindfleischmarkt schwierige Zeiten bevor.
Wer weiterhin Fleisch jeder Art essen will, muss in Zukunft wohl tiefer in
die Tasche greifen. Denn die zusätzlichen Belastungen, die wegen des
Rinderwahns auf die Bauern zukommen, werden an den Verbraucher
weitergegeben.
Genaue Angaben konnten die zuständigen Verbände am
Montag noch nicht machen. Doch nach Einschätzung der Zentralen Markt- und
Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft
(ZMP) ist der Fleischsektor generell stark belastet. Die Stelle rechnet mit
einem erheblichen Preisanstieg für Fleisch- und Geflügelprodukte. «Schlachtungen
beim Rind sind bis zu 70 Prozent zurückgegangen, die Bauern machen derzeit
enorme Verluste, die Kosten werden weitergegeben und der Letzte in der Runde
ist der Verbraucher», erklärte eine ZMP-Expertin. Verluste gibt es vor
allem wegen der Erhöhung der Futterkosten und der enorm angestiegenen
Preise für die Verbrennung der Schlachtabfälle und Tierkadaver.
Auch bei der Arbeitsgemeinschaft für Verbraucherverbände
(AGV) und beim Deutschen Bauernverband weiß momentan noch niemand, wie viel
der Verbraucher demnächst für Steak und Co bezahlen muss. Laut Stefan Völl
vom Deutschen Bauernverband richtet sich die zukünftige Preisentwicklung
nach dem Konsumverhalten des Käufers: «Es hängt vom Verbraucher ab - aber
es ist zu erwarten, dass die Preise in einem bescheidenen Rahmen ansteigen
werden». Eklatant werden die Preisanstiege nach seiner Einschätzung aber
nicht sein. Auch die AGV prophezeit eine Erhöhung der Preise - genaue
Zahlen sind aber auch hier nicht zu erfahren.
Viele Verbraucher steigen auf Grund der anhaltenden
Skepsis derzeit auf Geflügel um. Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft
kann sich aber über den wachsenden Geflügelfleischverbrauch nicht freuen:
«Wir sind durch die aktuelle Situation doppelt betroffen» erklärt der
Geschäftsführer des Verbands, Siegfried Hart. Zum einen verlieren sie
wegen des Tiermehlverbots ihre Erträge aus den Schlachtabfällen. Zusätzlich
müssen sie jetzt aber auch noch 1.000 Mark pro Tonne für deren Entsorgung
zahlen.
Zudem werden nach dem Verfütterungsverbot von Tiermehl auch noch die Kosten
für eiweißhaltige Futtermittel auf pflanzlicher Basis verteuert. «Ich weiß
nicht wo die Reise noch hingehen soll», sorgt sich Hart, «die
Produktionskosten steigen ins Unermessliche, das erhöht natürlich die
Preise». Denn Sojaschrot ist jetzt schon teurer als bisher. Trotz der
Riesenernte in den USA werden die Preise auf Grund der erhöhten Nachfrage
weiter ansteigen, prophezeit auch die ZMP.
Für das Frühstücksei muss der Verbraucher in
Zukunft zwei Pfennig drauflegen, und auch die Weihnachtsgans wird nach Harts
Angaben pro Kilo 50 Pfennig teurer. Dies bestätigt auch die ZMP: «Die
Preise für Gans, Ente, Pute, aber auch für Schweinefleisch können massiv
in die Höhe gehen». Zumindest ein Problem wird sich, sobald ausreichend
Anbaufläche zur Verfügung steht, mit der Zeit lösen: Denn das fehlende
tierische Eiweiß für das Tierfutter muss durch pflanzliches ersetzt
werden. Aber das muss erst einmal wachsen.
Berlin - Ab heute müssen in Deutschland alle geschlachteten Rinder über
30 Monaten auf BSE getestet werden. Bundesgesundheitsministerin Andrea
Fischer hatte vorige Woche eine entsprechende Dringlichkeitsverordnung
erlassen. Damit werden flächendeckende BSE-Tests in der Bundesrepublik
knapp drei Wochen früher Pflicht als für alle anderen EU-Mitglieder.
Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke will heute dem Bundeskabinett über
die Beschlüsse des EU-Agrarrats zu BSE berichten.
Berlin - Im Kampf gegen die Rinderseuche müssen in Deutschland ab
heute alle geschlachteten Rinder über 30 Monaten auf BSE getestet werden.
Andernfalls darf Fleisch dieser Tiere nicht mehr in den Verkauf gelangen.
Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer hatte vorige Woche eine
entsprechende Dringlichkeitsverordnung erlassen.EU-weit werden die Tests
erst zum Jahreswechsel eingeführt. Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke
will heute dem Bundeskabinett über die Beschlüsse des EU-Agrarrats zu BSE
berichten.