Öko-News News20000414

Boom beim Solarstrom: Bayern vorn

Der Bund Naturschutz begrüßt den großen Auftragsboom, der sich in den letzten Monaten bei der Installation von Solarstromanlagen abgezeichnet hat. Bayern ist hierbei bundesweit führend: von den im Jahr 2000 über das 100.000-Dächer-Programm beantragten 34.000 Kilowatt Leistung stammen über ein Drittel aus Bayern.
Dieses Ergebnis ist um so erstaunlicher, als Bayern bislang - im Gegensatz zu anderen Bundesländern - überhaupt keine staatliche Förderung privater Photovoltaikanlagen durchgeführt hat.
Der großen Ankündigung von Ministerpräsident Dr. Stoiber in seiner Regierungserklärung 1995, den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2000 zu verdoppeln, folgten keine Taten. Fördermaßnahmen für Wind- und Solarstrom blieben Fehlanzeigen, die Förderung von Holz und Biogas ist in einem verwirrenden Zustand. Der Bund Naturschutz fordert die Bayerische Staatsregierung auf, ihre Zurückhaltung gegenüber den Erneuerbaren Energien abzulegen und das neue Bundesgesetz mit einer klaren Förderstrategie für Biomasse zu flankieren.
Am Anfang war die Vision, die Vision von einer ökologischen Stadt, die ein Leben mit der Natur ermöglicht und zugleich Arbeits- und Kulturstätte ist.

 

 


Vorarbeit der Kommunen


In den vergangenen Jahren sprangen zahlreiche bayerische Städte in die Bresche. Sie griffen die Forderungen des Bundes Naturschutz und der Solarvereine nach Kostendeckender Vergütung auf und bildeten innerhalb ihrer Mauern lokale Investitionsschwerpunkte für zukunftsfähigen Solarstrom. Von München bis Nürnberg, von Hammelburg bis Freising wurde der Strom aus Solarkraft so gut vergütet, daß viele Bürger private Kraftwerke auf dem Dach errichteten.

Deutschland Vorreiter in Europa

Die Bundesregierung hat sich die Kostendeckende Vergütung zum Vorbild genommen, um mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das seit April in Kraft ist, als erste Europäische Regierung die ehrgeizigen Vorgaben des EU-Weißbuches "Erneuerbare Energien" umzusetzen. Dieses Weißbuch fordert die EU-Länder auf, angesichts der zu Ende gehenden fossilen und atomaren Energieressourcen zügig die Erneuerbaren Energien (Sonne, Wind, Wasser und Biomasse) technisch umzusetzen. Das EU-Ziel einer Verdoppelung des Anteils erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung hat sich auch die Bundesregierung gesetzt. Beim Windkraftstrom, bei dem Deutschland bereits Weltmarktführer ist, ist wieder Investitionssicherheit hergestellt.

Von der Einspeisevergütung von 99 Pfennig je Kilowattstunde Solarstrom erhofft der Bund Naturschutz den gleichen wirtschaftlichen Schwung wie den, der vom Einspeisegesetz 1990 für die Windkraft ausging. Deutschland kann nun auch Weltmarktführer bei dieser Zukunftstechnologie werden.
Diese Förderung wird gleichmäßig auf alle Stromverbraucher umgelegt und wird maximal 0,05 Pf pro Kilowattstunde kosten. Dies wird angesichts der vorangegangenen gewaltigen Strompreissenkungen nicht auffallen.

Zu verdanken ist diese erfolgversprechende Gesetzesinitiative einigen engagierten Bundestagsabgeordneten. Das EEG trägt ganz deutlich die Handschrift des Hammelburger MdB Hans-Josef Fell, der schon in seiner Heimatstadt in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich für die Kostendeckende Vergütung eingetreten ist.
Zu den bisherigen Lobbyisten für Solarstrom (den Umweltverbänden und den Wirtschaftsverbänden für Erneuerbare Energien) werden in den nächsten Jahren 100.000 neue Lobbyisten stoßen: Die Besitzer von Photovoltaikanlagen.

Absehbares Ende der Ressourcen

Für die schrittweise Umstellung unserer Energieversorgung auf Erneuerbare Energien (Sonne, Wind, Wasser, Biomasse) wird es allerhöchste Zeit. Denn in 40 bis 60 Jahren werden Öl, Gas und Uran weltweit erschöpft sein. Schlimmer noch: Treibhauseffekt und Reaktorrisiko gebieten einen noch schnelleren Umstieg.
Die einzigen nachhaltig nutzbaren Energieträger kommen direkt oder indirekt von der Sonne. Unser zentralistisches Energieversorgungssystem muss daher schrittweise dezentralisiert werden. Länder ohne Energie-Infrastruktur werden noch viel schneller auf die Solarenergie zugreifen.

Niederbayern, das Solarzentrum Deutschlands

Im Landkreis Landshut hat sich die Kreisgruppe des Bundes Naturschutz schon seit Jahren mit allen Kräften für die Nutzung regenerativer Energien, insbesondere der Sonnenenergie, eingesetzt.
1996 startete die BN-Kreisgruppe mit der Heizungstechniker-Innung, der Stadt und dem Landkreis die 1000-Dächer-Solaraktion mit dem Ziel, bis zum Jahr 2000 1000 neue thermische Solaranlagen zu installieren. Bereits Anfang 1999 war dieses Ziel erreicht. 30 Landkreise in Bayern ahmten das "Beispiel Landshut" inzwischen mit Erfolg nach.

Noch größer zeichnet sich der Erfolg der Kreisgruppe bei der Werbung für die Photovoltaik ab. Bei zahlreichen BN-Veranstaltungen mit bis zu 200 Zuhörern wurde von Fachleuten die Technik der Stromgewinnung mit Sonnenlicht und das Erneuerbare-Energien-Gesetz vorgestellt, worauf in Stadt und Landkreis Landshut ein wahrer Photovoltaik-Boom eingesetzt hat: Anlagen mit elektrischer Leistung von 2 Megawatt (= 2000 Kilowatt) sind derzeit beantragt oder in Bau, darunter auch Gemeinschaftsanlagen ("Bürgersolarkraftwerke") auf öffentlichen Gebäuden.

Stadt und Landkreis Landshut sind damit führend in ganz Deutschland. Diese Anlagen werden nach Inbetriebnahme rund 2 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern, was dem Strombedarf von 800 Haushalten gleichkommt.

Allein in der nur 3000 Einwohner zählenden Gemeinde Furth bei Landshut sind eine Gemeinschaftsanlage mit 1500 Quadratmetern auf einem Schulhaus und viele Einzelanlagen auf Privathäusern mit weiteren 2000 Quadratmetern Generatorfläche in Planung. Dies kommt nicht von ungefähr, weil dort eine 1-kW-Photovoltaikanlage (10 Quadratmeter Generatorfläche) als Folge des Großeinkaufs nur etwas mehr als 10.000 Mark kostet.
Auch die BN-Kreisgruppe ist Mitbetreiber eines der drei Bürgersolarkraftwerke in Landshut. Viele Handwerksbetriebe, die Solarthermieanlagen installieren, führen jetzt auch die Montage der Photovoltaikanlagen durch. Der Photovoltaik-Boom in Stadt und Landkreis Landshut kommt einer Investitionssumme von über 20 Millionen Mark gleich und schafft und sichert Arbeitsplätze im regionalen Handwerk.

Kommunen können Handwerk fördern

Fortschrittliche Kommunen unterstützen diesen Wirtschaftsaufschwung, indem sie den Bürgern Zuschüsse zur Errichtung einer Fotovoltaikanlage gewähren, oder noch besser, indem sie den Großeinkauf von Fotovoltaikanlagen organisieren. Damit können auch kleinere Kommunen Millionenaufträge an Land ziehen.

Der Bund Naturschutz fordert die Kommunen auf, in Eigeninitiative und Kooperation mit dem örtlichen Handwerk die Verbreitung von Solarstromanlagen zu unterstützen.

Der Bund Naturschutz fordert die Bayerische Staatsregierung auf, die Förderung von Biogas und Holzhackschnitzelheizungen zu optimieren und mit größeren Fördersummen auszustatten. Das würde in der Landwirtschaft neue Einkommensmöglichkeiten auftun.

Der Bund Naturschutz begrüßt das Erneuerbare-Energien-Gesetz der Bundesregierung und fordert sie gleichzeitig auf, die Umsetzung so unbürokratisch wie möglich zu gestalten.

Der Bund Naturschutz unterstützt die Bundesregierung in ihrem Bemühen, auch für die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung eine EU-konforme Förderung durchzusetzen.

gez.

Hubert Weinzierl
Landesvorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.

Prof. Dr. Hubert Weiger
Landesbeauftragter des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.

Paul Riederer, Vorsitzender der Kreisgruppe Landshut
des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.

Dr. Ludwig Trautmann-Popp
Energiereferent des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.

 
Kontakt
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
E-Mail
nu@bund-naturschutz.de
Homepage
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