Vorarbeit der Kommunen
In den vergangenen Jahren sprangen zahlreiche bayerische
Städte in die Bresche. Sie griffen die Forderungen des
Bundes Naturschutz und der Solarvereine nach
Kostendeckender Vergütung auf und bildeten innerhalb
ihrer Mauern lokale Investitionsschwerpunkte für
zukunftsfähigen Solarstrom. Von München bis Nürnberg,
von Hammelburg bis Freising wurde der Strom aus
Solarkraft so gut vergütet, daß viele Bürger private
Kraftwerke auf dem Dach errichteten.
Deutschland Vorreiter in Europa
Die Bundesregierung hat sich die Kostendeckende Vergütung
zum Vorbild genommen, um mit dem
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das seit April in
Kraft ist, als erste Europäische Regierung die
ehrgeizigen Vorgaben des EU-Weißbuches
"Erneuerbare Energien" umzusetzen. Dieses Weißbuch
fordert die EU-Länder auf, angesichts der zu Ende
gehenden fossilen und atomaren Energieressourcen zügig
die Erneuerbaren Energien (Sonne, Wind, Wasser und
Biomasse) technisch umzusetzen. Das EU-Ziel einer
Verdoppelung des Anteils erneuerbarer Energien an der
Stromerzeugung hat sich auch die Bundesregierung
gesetzt. Beim Windkraftstrom, bei dem Deutschland
bereits Weltmarktführer ist, ist wieder
Investitionssicherheit hergestellt.
Von der Einspeisevergütung von 99 Pfennig je
Kilowattstunde Solarstrom erhofft der Bund Naturschutz
den gleichen wirtschaftlichen Schwung wie den, der vom
Einspeisegesetz 1990 für die Windkraft ausging.
Deutschland kann nun auch Weltmarktführer bei dieser
Zukunftstechnologie werden.
Diese Förderung wird gleichmäßig auf alle
Stromverbraucher umgelegt und wird maximal 0,05 Pf pro
Kilowattstunde kosten. Dies wird angesichts der
vorangegangenen gewaltigen Strompreissenkungen nicht
auffallen.
Zu verdanken ist diese erfolgversprechende
Gesetzesinitiative einigen engagierten
Bundestagsabgeordneten. Das EEG trägt ganz deutlich die
Handschrift des Hammelburger MdB Hans-Josef Fell, der
schon in seiner Heimatstadt in den vergangenen Jahren
sehr erfolgreich für die Kostendeckende Vergütung
eingetreten ist.
Zu den bisherigen Lobbyisten für Solarstrom (den
Umweltverbänden und den Wirtschaftsverbänden für
Erneuerbare Energien) werden in den nächsten Jahren
100.000 neue Lobbyisten stoßen: Die Besitzer von
Photovoltaikanlagen.
Absehbares Ende der Ressourcen
Für die schrittweise Umstellung unserer
Energieversorgung auf Erneuerbare Energien (Sonne, Wind,
Wasser, Biomasse) wird es allerhöchste Zeit. Denn in 40
bis 60 Jahren werden Öl, Gas und Uran weltweit erschöpft
sein. Schlimmer noch: Treibhauseffekt und Reaktorrisiko
gebieten einen noch schnelleren Umstieg.
Die einzigen nachhaltig nutzbaren Energieträger kommen
direkt oder indirekt von der Sonne. Unser
zentralistisches Energieversorgungssystem muss daher
schrittweise dezentralisiert werden. Länder ohne
Energie-Infrastruktur werden noch viel schneller auf die
Solarenergie zugreifen.
Niederbayern, das Solarzentrum Deutschlands
Im Landkreis Landshut hat sich die Kreisgruppe des
Bundes Naturschutz schon seit Jahren mit allen Kräften
für die Nutzung regenerativer Energien, insbesondere
der Sonnenenergie, eingesetzt.
1996 startete die BN-Kreisgruppe mit der
Heizungstechniker-Innung, der Stadt und dem Landkreis
die 1000-Dächer-Solaraktion mit dem Ziel, bis zum Jahr
2000 1000 neue thermische Solaranlagen zu installieren.
Bereits Anfang 1999 war dieses Ziel erreicht. 30
Landkreise in Bayern ahmten das "Beispiel
Landshut" inzwischen mit Erfolg nach.
Noch größer zeichnet sich der Erfolg der Kreisgruppe
bei der Werbung für die Photovoltaik ab. Bei
zahlreichen BN-Veranstaltungen mit bis zu 200 Zuhörern
wurde von Fachleuten die Technik der Stromgewinnung mit
Sonnenlicht und das Erneuerbare-Energien-Gesetz
vorgestellt, worauf in Stadt und Landkreis Landshut ein
wahrer Photovoltaik-Boom eingesetzt hat: Anlagen mit
elektrischer Leistung von 2 Megawatt (= 2000 Kilowatt)
sind derzeit beantragt oder in Bau, darunter auch
Gemeinschaftsanlagen ("Bürgersolarkraftwerke")
auf öffentlichen Gebäuden.
Stadt und Landkreis Landshut sind damit führend in ganz
Deutschland. Diese Anlagen werden nach Inbetriebnahme
rund 2 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern,
was dem Strombedarf von 800 Haushalten gleichkommt.
Allein in der nur 3000 Einwohner zählenden Gemeinde
Furth bei Landshut sind eine Gemeinschaftsanlage mit
1500 Quadratmetern auf einem Schulhaus und viele
Einzelanlagen auf Privathäusern mit weiteren 2000
Quadratmetern Generatorfläche in Planung. Dies kommt
nicht von ungefähr, weil dort eine
1-kW-Photovoltaikanlage (10 Quadratmeter Generatorfläche)
als Folge des Großeinkaufs nur etwas mehr als 10.000
Mark kostet.
Auch die BN-Kreisgruppe ist Mitbetreiber eines der drei
Bürgersolarkraftwerke in Landshut. Viele
Handwerksbetriebe, die Solarthermieanlagen installieren,
führen jetzt auch die Montage der Photovoltaikanlagen
durch. Der Photovoltaik-Boom in Stadt und Landkreis
Landshut kommt einer Investitionssumme von über 20
Millionen Mark gleich und schafft und sichert Arbeitsplätze
im regionalen Handwerk.
Kommunen können Handwerk fördern
Fortschrittliche Kommunen unterstützen diesen
Wirtschaftsaufschwung, indem sie den Bürgern Zuschüsse
zur Errichtung einer Fotovoltaikanlage gewähren, oder
noch besser, indem sie den Großeinkauf von
Fotovoltaikanlagen organisieren. Damit können auch
kleinere Kommunen Millionenaufträge an Land ziehen.
Der Bund Naturschutz fordert die Kommunen auf, in
Eigeninitiative und Kooperation mit dem örtlichen
Handwerk die Verbreitung von Solarstromanlagen zu
unterstützen.
Der Bund Naturschutz fordert die Bayerische
Staatsregierung auf, die Förderung von Biogas und
Holzhackschnitzelheizungen zu optimieren und mit größeren
Fördersummen auszustatten. Das würde in der
Landwirtschaft neue Einkommensmöglichkeiten auftun.
Der Bund Naturschutz begrüßt das
Erneuerbare-Energien-Gesetz der Bundesregierung und
fordert sie gleichzeitig auf, die Umsetzung so unbürokratisch
wie möglich zu gestalten.
Der Bund Naturschutz unterstützt die Bundesregierung in
ihrem Bemühen, auch für die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung
eine EU-konforme Förderung durchzusetzen.
gez.
Hubert Weinzierl
Landesvorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.
Prof. Dr. Hubert Weiger
Landesbeauftragter des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.
Paul Riederer, Vorsitzender der Kreisgruppe Landshut
des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.
Dr. Ludwig Trautmann-Popp
Energiereferent des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.
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